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Haselwurz
Asarum europaeum
Osterluzeigewächse, Aristolochiaceae
"Jeder wirbt auf seine Weise"... so dachte ich, als ich an der Haselwurz (Asarum europaeum) vorbei kam.
Man sieht in Aufsicht diese glänzenden, nierenförmigen Blätter (junge sind noch herzförmig) und fragt sich, ob diese Pflanze denn nie blühen will oder wie sie sich wohl fortpflanzt.
Die Blüten muss man suchen, indem man unter die Blätter schaut - und selbst dann will man es nicht für möglich halten: diese Haselnuss-förmigen Blüten sind doch sicher vertrocknet und verrottet - aber nein! Sie sind knackefrisch!
Zunächst einmal sind die Blüten kurios, weil man die Anzahl der Blütenorgane durch 3 teilen kann. Die Haselwurz gehört in die Gruppe der Pflanzen, die mit zwei Keimblättern keimen. Das Merkmal der durch 3 teilbaren Anzahl von Blütenorganen ist eher den einkeimblättrigen Pflanzen vorbehalten.
Dann war lange Zeit unklar, wie die Haselwurz um die Gunst ihrer Bestäuber wirbt. Wie gelangen Pollen auf die Narbe des Stempels? Ja, das ist ein harter Kampf im Pflanzenreich. Fotografen fallen wie die Bienchen ja auf die Werbung der Farben schöner Blütenblätter als Lockorgan gerne herein (ohne zu bestäuben). Was ist die Strategie der wenig auffallenden, braunen Blüten in Erdnähe? Hm...
Manchmal verzichtet die Haselwurz offenbar auf das vorteilhafte Mischen genetischen Materials durch Fremdbestäubung. So scheint Selbstbestäubung auch möglich zu sein.
Die Blüten sollen wie der Erdspross nach Pfeffer riechen (ehrlich, soweit habe ich meinen Rüssel nicht in die Pflanzen gesteckt, um das zu überprüfen) und Ameisen anlocken. Die krabbeln ohnehin auf dem Boden herum und es ist vorteilhaft, in Erdnähe die Blüten zu platzieren. Ameisen scheinen in Bezug auf Farben eher wenig wählerisch zu sein. Also könnte diese Strategie erfolgsversprechend sein.
Da die Blüten wohl (durch ihre Behaarung) gewisse Merkmale von Pilzen vortäuschen, sollen sie auch Pilzmücken anlocken und von ihnen bestäubt werden.
Ich habe etwas länger auf der Lauer gelegen - leider kam in einer Zeit von etwa 3 Stunden nicht eine Ameise oder gar eine Pilzmücke vorbei... das wäre natürlich das Knüller-Bild geworden! Schade. :-( Vielleicht später mal...
Die Haselwurz enthält schädlich wirkendes ätherisches Öl unterschiedlicher Zusammensetzung. Sie wird allenfalls in der Homoöpathie zuweilen eingesetzt - und jetzt kommt das Besondere: Erst ab einer Potenz von D12 darf sie verwendet werden, da in niedrigeren Potenzen die in ihr enthaltenen Aristolochiasäuren leberschädigende Effekte aufweisen. Und da sage einer noch, in Homöopathika sei nichts mehr drin... (was ab einer Potenz von D24 aber immer wahrscheinlicher wird).:-)

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